Ein Text über nicht-binäre Sichtbarkeit beim diesjährigen Eurovision Song Contest

von Lu Döring

Der Eurovision Song Contest steht seit Beginn anfür Diversität, kulturelle Vielfalt undmusikalische Kreativität und ist bekannt für seine bunte und inklusive Atmosp häre. DerWettbewerb schafft damit einen Ort, an dem die Künstler*innen ihre Identität freiausdrücken können.Es ist das Even t des Jahres, bei dem die Nationen zusammenkommen und eineGemeinschaft bilden.

Queere Sichtbarkeitin der Geschichte des ESC

Für queere Menschen stellt der ESC eine bedeutsame Plattform für die Sichtbarkeit vonLGBTQIA+ Personen dar .B ereits beim ersten Eurovision Song Contest, 1956, nahm für Frankreich eine lesbischeFrau, Dany Dauber son, teil. Dany Dauberson sorgte mit ihrer damaligen Affäre, CarmenTorr ès, einer Schauspielerin, zu ihrer Zeit für SkandaleDaraufhin folgtevon Jahr zu Jahr mehr queere Repräsentation beim ESC.Nachdem im Jahr 1961 Jean Claude Pascal mit dem Song „Nous les amoureux“ fürLuxemburg antrat , in dem es erstmals im Wettbewerb um queere Themen ein egleichgeschlechtliche Beziehung ging , erhielt das Thema mehr und mehr Bedeutung.

Nichtbinäre Repräsentation beim ESC

Dieses Jahr gewann insbesondere das Thema „Nicht binäre Geschlechtsidentität“ eine enorme und wichtige Aufmerksamkeit, denn es traten gleich zwei nichtbinäre Personen für ihr Land an und machten ihre Geschlechtsiden tität gleichzeitig selbst zum Thema. Sotrat Bambie Thug aus Irland in Kleidung mit den Farben der trans* Flagge auf, währendNemo zum Opening mit zwei Flaggen auftrat der Flagge der Schweiz und der nichtbinären Flagge Da das Zeigen von politischen Symbolen oder Flaggen von derEuropäischen Rundfunkunion (EBU) nicht geduldet wird, musste Nemo die Flaggeheimlich einschmuggeln. In der Pressekonferenz sagte Nemo schließlich nicht nur dazu:

„I broke the code and I broke the trophy, the trophy can be fixed … maybe the Eurovisionneeds a bit of fixing too.“

Diese Aussage bezog sich auf die Regeln der EBU und war einstarkes Statement für mehr Inklusion und Akzeptanz im Wettbewerb.

„The Code“

Nemos Song „The Code“ wurde zu einem der beliebtesten Beiträge des Abends. Der Songbehandelt das Thema Identität und die Suche nach Selbstakzeptanz in einerGesellschaft, die oft mit vielen Normen und Erwartungen verbunden ist Nemo zieht indem Lied den Vergleich zum Binärcode aus 0 und 1 und stellt somit dar, dass sich Nemoaußerhalb der binären Geschlechtsidentitäten sieht. Der Text, die vielfältige musikalische Leistung, die unterschiedlichste Genre vereint und die emotionale Darbietung trafen beivielen Zuschauer*innen einen Nerv und machten deutlich, wie wichtig es ist, solchevielen Zuschauer*innen einen Nerv und machten deutlich, wie wichtig es ist, solche Geschichten zu erzählen.

Nemos Auftritt und Sieg

Nemos Auftritt war nicht nur musikalisch beeindruckend, sondern auch visuell ein starkes Statement. In einem aufälligen, geschlechtsneutralen Outft betrat Nemo die Bühne und nutzte die Mode, um die Grenzen traditioneller Geschlechterrollen zu hinterfragen. Das Outft, das viele als mutig und revolutionär empfanden, wurde jedoch auch kritisiert. Einige Kritiker*innen empfanden es als zu provokant oder unpassend für die Bühne des ESC. Letztlich konnte Nemo den Wettbewerb für sich entscheiden und schrieb damit Geschichte als erste nicht-binäre gewinnende Person des Eurovision Song Contests. Der Sieg war ein großer Schritt nach vorne
für die Repräsentation nicht-binärer Menschen in den Medien und ein Beweis dafür, dass die Botschaft der Selbstakzeptanz und Authentizität viele Herzen erreichte.

Misgendern: Kommentierung und Aftershow-Party

Trotz des triumphalen Moments blieb der Abend nicht frei von Kontroversen. Während der deutsche Kommentator zwar teilweise Bambie Thug und Nemo misgenderte, sich jedoch zumindest teilweise dafür entschuldigte und die Fehler
korrigierte, kam es auf der Aftershow-Party mit Barbara Schöneberger mehrfach zu Misgendering. Diese Vorfälle warfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen nichtbinäre Menschen immer noch begegnen, selbst in einem ansonsten so inklusiven Umfeld wie dem ESC. Die Reaktionen reichten von Enttäuschung bis Empörung, doch sie führten auch zu einer wichtigen Diskussion über Respekt und das richtige Verwenden von Pronomen.

Kritik und Lob

Wie immer gab es auch kritische Stimmen. Einige Menschen äußerten, dass queere und insbesondere nichtbinäre Menschen dieses Jahr zu viel Aufmerksamkeit bekämen. Diese Kritik spiegelt die doch noch so präsente Queerfeindlichkeit wider und zeigt, wie notwendig es ist, weiterhin für Sichtbarkeit und Akzeptanz zu kämpfen. Gleichzeitig gab es aber auch viel positives Feedback. Viele Menschen
erkundigten sich nach dem Wettbewerb über die Nutzung der richtigen Pronomen und zeigten Interesse daran, mehr über nichtbinäre Identitäten zu lernen.

Ein Schritt in die richitge Richtung

Der diesjährige Eurovision Song Contest hat wieder gezeigt, dass die Bühne nicht nur für musikalische Darbietungen, sondern auch für wichtige gesellschaftliche
Themen genutzt werden kann. Die Sichtbarkeit nichtbinärer Menschen hat vielen die Augen geöfnet und dazu beigetragen, das Bewusstsein und das Verständnis
für geschlechtliche Vielfalt zu fördern. Es ist ein hofnungsvolles Zeichen dafür, dass die Gesellschaft immer mehr bereit ist, Vielfalt zu akzeptieren und zu feiern.

Der Eurovision Song Contest bleibt somit ein Leuchtfeuer der Hofnung und der Akzeptanz — ein Ort, an dem jeder Mensch, unabhängig von Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung, respektiert und gefeiert wird.