von Cosmo Rainbow
Homebody ist ein Memoir und Graphic Novel von Theo Parish, welcher 2024 auf Englisch erschien. Inzwischen gibt es allerdings auch schon eine deutsche Version. Mit wunderschönen Illustrationen und unendlich vielen Sätzen, die absolutes Potential haben, als Lieblingszitate an meiner Wand zu landen, beschreibt Theo Parish deren Lebensreise als nichtbinäre trans* Person.
“This journey is mine. Coming home to myself wherever that may be.”
Früher dachte ich, eine Geschichte über sich selbst zu lesen, ist weitgehend langweilig; man weiß ja schon, was passiert, und generell ist so ein durchschnittliches Leben nicht gerade spannend. Natürlich geht es in “Homebody” auch nicht um mich, Cosmo, sondern um Theo, aber an manchen Stellen habe ich das fast vergessen. Klar, unsere Lebensläufe sehen nicht identisch aus, aber so ein paar Meilensteine sind doch erschreckend ähnlich bei einigen trans* Personen (in diesem Fall nichtbinär und transmasc): lange Haare abschneiden, sich anders als die “anderen Mädchen” fühlen, Binder tragen, Menschen eines anderen Geschlechts cosplayen, neue Pronomen ausprobieren und misgendert werden, einen neuen Namen finden, … Die Liste könnte ich wohl noch ewig so weiterführen.
Kurzgesagt habe ich mich selten in einem Buch so gesehen gefühlt und dass das nicht einmal fiktiv, sondern die Geschichte einer echten Person ist, macht die Sache noch besser. Die ganze Zeit wollte ich wissen, wie es weitergeht, wollte ich ein Happy End sehen. Ich habe mich für Theo gefreut, habe deren Schmerz geteilt und in fremden Situationen mitgefiebert. Und trotz verletzender Momente (sowohl in deren als auch in meinem Leben) habe ich mich beim Lesen sicher gefühlt, fast, als wäre ich zuhause.
“And I didn’t feel alone at all. I was surrounded by a community of those who understood.”
Gerade für queere Menschen und andere Minderheiten ist Community oft unfassbar wichtig, damit wir uns entfalten, uns in Sicherheit fühlen können. Gerade für diejenigen, die aufgrund ihrer Identität von Familie, Freunden oder der Gesellschaft abgelehnt werden, ist es unfassbar heilsam, ein Zuhause in der Community und in Chosen Families zu finden. Wir brauchen einen Ort, an dem wir wertgeschätzt und bedingungslos akzeptiert werden, um uns richtig entfalten zu können.
Doch noch wichtiger als die Akzeptanz anderer, ist die Akzeptanz und Wertschätzung von uns selbst. Das eigene Ich und den eigenen Körper als ein Zuhause, als eine Heimat anzunehmen, kann dabei aber oft schwer sein, besonders, aber nicht ausschließlich für trans* Menschen.
“They say ‘Your body is a temple’ but mine has felt more like a rental.”
Während viele Menschen in einen Körper, in ein Zuhause geboren werden, mit dem sie sich zumindest grob identifizieren können, haben längst nicht alle dieses Glück. Klar, jede Person wird wohl im Laufe ihres Lebens mal die Gardinen wechseln oder Möbel umstellen, aber einige müssen vielleicht den ganzen Grundriss ändern, Wände einreißen und neu bauen, um sich wohlfühlen zu können. Und als wäre das nicht schon anstrengend genug, gibt es dann auch noch Menschen, die uns sagen, wir dürfen unser Haus nicht einrichten, wie es uns gefällt, weil es gegen Sicherheits- oder Designstandards verstoße.
“We are all deserving of comfort and safety … A place to call HOME.”
Ich wusste nicht, wie sehr ich dieses Buch tatsächlich brauche, bevor ich es gelesen habe. Klar, all die fiktiven Geschichten über trans* Personen, die mit Dysphorie strugglen, die Trans*feindlichkeit ausgesetzt sind und lernen müssen, sich selbst zu akzeptieren, sind alle toll und ein großer Schritt in Richtung Repräsentation. Und in den meisten von ihnen stecken sicherlich auch Anteile aus der Lebensrealität der Autor*innen. Aber trotzdem sind Memoiren für mich noch einmal etwas Besonderes. (Vor allem in der Form von Graphic Novels, weil ich das Lesen längerer Texte oft anstrengend finde.) Sie sind so persönlich und sie machen Hoffnung, denn sie sagen mir:
Ich bin nicht allein. Es gibt da draußen Menschen, denen es auch so geht wie mir. Und sie zeigen der Welt, wie wertvoll wir sind, als Individuum und als Community.