Aus der out! Nr. 55 | „Aber dann gibt’s ja gar keine Enkelkinder“, ist ein Satz, den viele queere Menschen von ihren Eltern nach einem Coming-out hören. So ein Quatsch! Natürlich können queere Menschen Eltern werden, wenn sie wollen. Und diese sechs prominenten Paare machen es vor.

Von AL


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Eine unerwartete Schwangerschaft: Wyley Simpson

Der trans* Mann Wyley Simpson und sein Verlobter Stephen Gaeth aus dem US-Bundesstaat Texas sind seit September 2018 stolze Väter des kleinen Rowan. Für die beiden war die Erkenntnis der Schwangerschaft jedoch eine große Überraschung. Denn Wyley hatte bereits 2012 eine Testosteronthe-rapie zur Geschlechtsangleichung begonnen. Obwohl er noch einen Uterus und Eierstöcke besaß, erschien es ihm unwahrscheinlich, dass er ein Kind empfangen könnte.

Die Schwangerschaft war nicht einfach, wie Wyley gegenüber der „Carters News Agency“ sagte. Er musste einige Anfeindungen ertragen. So sagte man ihm beispielsweise, er wäre ein „es“ und würde nie ein richtiger Mann sein, weil er ein Kind auf die Welt bringen konnte. Die Diskriminierung ist auch einer der Gründe, warum er keine zweite Schwangerschaft möchte. Viele Menschen stehen diesen „ungewöhnlichen“ Umständen sehr negativ gegenüber, obwohl er bei Weitem nicht der einzige trans* Mann ist, der ein Kind zur Welt gebracht hat. So wurde schon 2008 weltweit über den trans* US-Amerikaner Thomas Beatie berichtet. Er brachte drei Kinder zur Welt, da seine damalige Frau unfruchtbar war.

Es ist also kein Phänomen, sondern ein ganz natürlicher Vorgang, der Wyley Simpson und Stephen Gaeth ihren Sohn geschenkt hat. Er selbst sagt auf Instagram, dass die Kommentare weh getan haben, aber er froh ist, dass er so etwas Wunderbares wie die Geburt des eigenen Kindes erleben durfte.


Zwei Mütter: Wanda Sykes und Alex Sykes

Komikerin und Autorin Wanda Sykes ist bereits seit 2008 mit ihrer Partnerin Alex Sykes verheiratet. 2009 brachte ihre Frau die Zwillinge Olivia Lou and Lucas Claude zur Welt.

Da Alex Sykes aus Frankreich stammt, wachsen die Kinder zweisprachig auf, nämlich Englisch und Französisch.

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Adoption: Patrick Lindner

Der Volksmusik- und Schlagerstar Patrick Lindner und sein damaliger Lebensgefährte Michael Link waren eines der ersten deutschen homosexuellen Paare, die Ende der 1990er ein Kind adoptierten. Zu dieser Zeit war eine Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare noch nicht im gleichen Rahmen möglich wie heute. Erst seit der Ehe-Öffnung und nach mehreren Gesetzesänderungen können gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland mittlerweile ein nichtleibliches Kind gemeinsam adoptieren.

1999 musste Daniel, der am 11. Dezember 1997 in St. Petersburg in Russland geboren wurde und dort als Baby in ein Waisenhaus gekommen war, daher von Patrick Lindner allein adoptiert werden. Er zog seinen Sohn nach der Trennung von Link im Jahr 2005 als alleinerziehender Vater groß und bekam das Sorgerecht für ihn zugesprochen. 2010 fand er in Peter Schäfer einen neuen Partner, den er erst im vergangenen Jahr heiratete. Auch er hat bereits einen Sohn. Daniel versteht sich laut eigenen Aussagen gegenüber der Bild-Zeitung gut mit Peter und ist sehr froh, adoptiert worden zu sein. Die Familie geht offen und ehrlich miteinander um und ist glücklich.


Eine große Familie: Ricky Martin und Jwan Yosef

Als weltweit beliebter Sänger und Schauspieler zählt der Puerto-Ricaner Ricky Martin wohl zu den bekanntesten homosexuellen Vätern. Schon im Jahre 2008 wurden seine Söhne Matteo und Valentino durch eine Leihmutter ausgetragen, zum damaligen Zeitpunkt hatte sich Ricky Martin noch nicht in der Öffentlichkeit geoutet.

Aus Liebe zu seinen Zwillinge, die nicht mit einer Lüge aufwachsen sollten, outete er sich 2010. Seit 2016 führt Ricky Martin eine Beziehung mit dem Künstler Jwan Yosef. Mit ihm zusammen entschied er sich, weitere Kinder zu bekommen. Im Dezember 2018 kam ihre Tochter Lucia zur Welt und im Oktober 2019 wurde ihr Sohn Renn geboren. Wie auch schon die Zwillinge wurden die beiden Kleinsten von einer Leihmutter ausgetragen. Ricky Martin wünscht sich eine große Familie – und so ist die Familienplanung des Sängers wohl noch nicht beendet.

© Ricky Martin

Schwangerschaft ohne offiziellen Vater: Jodie Foster

Die mittlerweile 58-jährige Schauspielerin Jodie Foster dürfte vielen aus Filmen wie „Taxi Driver“ oder „Das Schweigen der Lämmer“ bekannt sein. Sie hat zwei Kinder: Charles und Kit Bernard. Seit der Geburt ihres ersten Sohnes Charles im Jahr 1998 spekulierten die Medien über den Vater der beiden. Das lag daran, dass sie erst 2007 öffentlich zu ihrer langjährigen Beziehung zu Cydney Bernard stand und sich somit als lesbisch outete. Mit ihr zog sie bis zur Trennung 2008 ihre gemeinsamen Söhne groß, für die sie beide als Mütter fungieren.

Foster hat sich bis heute nicht dazu geäußert, wie es zu ihren Schwangerschaften kam und ob ein Vater überhaupt offiziell bekannt ist. Mittlerweile ist Jodie Foster mit der US-amerikanischen Schauspielerin und Regisseurin Alexandra Hedison liiert und bildet zusammen mit ihr und den beiden heute volljährigen Söhnen eine stolze Familie

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Leihmutterschaft: Neil Patrick Harris und David Burtka

Vor allem durch seine Rolle als Barney Stinson aus der Serie „How I Met Your Mother“ ist Neil Patrick Harris wohl vielen bekannt. Doch anders als seine Fernsehrolle ist er kein Frauenheld, sondern schon seit 2004 mit dem US-amerikanischen Schauspieler und Koch David Burtka liiert. Am 12. Oktober 2010 wurden die beiden dann auch Väter. Ihre Kinder, Gideon Scott und Harper Grace, wurden durch eine Leihmutter ausgetragen und sind zweieiige Zwillinge.

In der US-Talkshow „The Wendy Williams Show“ verrieten die beiden einige Details. Die Leihmutterschaft involvierte zwei Frauen: eine anonyme Eizellenspenderin und eine Frau, die die Kinder später austrug. Beide Männer spendeten ihre Samen und ließen die Eizelle damit künstlich befruchten. In Deutschland sind solche Leihmutterschaften gesetzlich verboten und generell ethisch umstritten (mehr dazu im Artikel von Lis). Die Gesetzeslage in den USA ist dahingehend lockerer. Laut einem Interview in der Osnabrücker Zeitung sieht die Familie keine Probleme. Die Zwillinge haben zwei Väter, können aber, wenn sie es irgendwann möchten, ihre biologische Mutter kennenlernen. Im Jahr 2014 heirateten Harris und Burtka in Italien und vollendeten damit ihr Familienglück.

Die aktuelle Ausgabe der out! – Zeitschrift des Jugendnetzwerks Lambda e.V. (Frühling 2021, Nr. 55) kannst du dir hier anschauen.