Coming-out-Story aus der out! – Zeitschrift des Jugendnetzwerks Lambda e.V. |

Auf Instagram haben wir euch zum Auftakt des Pride-Month gefragt, was ihr mit den Themen Coming-out und Labels verbindet. Ist ein Coming-out einmalig, anstrengend oder überhaupt notwendig? Können Labels Kraft geben oder engen sie auch ein? Hier sind eure Antworten!

Zusammengetragen von Charlie Fischer.

Coming-out ist…

  • Nie zu Ende und ermüdend in einer Gesellschaft, die mir immer wieder Allocisheterosexualität zuschreibt.
  • Offen man selbst sein.
  • Befreiend.
  • Leider immer noch notwendig.
  • Nicht nötig, Heteros machen das ja auch nicht…
  • Lebenslang.
  • Eine Skala.
  • Inviting in 🙂
  • Nicht mit einmal erledigt. Man outet sich immer wieder vor neuen Leuten und es ist immer wieder beängstigend.
  • Nie abgeschlossen, aber es wird mit der Zeit einfacher und passiert beiläufiger.
  • Unnötig mühselig und oft für cishetero-gazes.

Labels sind…

  • Optional. Erfahrungen sind immer individuell und Labels sollten keine Schubladen sein.
  • Scheisse.
  • Befreiend.
  • Praktisch, aber kein Muss.
  • Vielschichtig. Ein Wort kann für verschiedene Menschen Unterschiedliches bedeuten.
  • Mal gemütlich, mal eingehend, mal Community-schaffend, mal zerteilend.
  • Werkzeuge und Modelle.
  • Hilfreich zur Kommunikation und um Community zu finden.
  • Für manche befreiend und helfen bei der Selbstfindung und für manche eine unnötige Box.
  • Ätzend.
  • Für die einen hilfreich, für die anderen einschränkend und für wieder andere egal.
  • Kompliziert, manchmal auch einschüchternd.
  • Nicht für alle Menschen wichtig und passend, sie können aber ein Zugehörigkeitsgefühl schaffen.

Hast du Coming-out-Anekdoten oder Gedanken, die du teilen willst?

  • Meine Angst vor dem Coming-out bei meinen Eltern. Ich wusste, sie würden mich weiter lieben, aber ich hatte das Gefühl, dass ich irgendetwas verliere/dass sich ihr Blick auf mich für immer ändert.
  • Mein Coming-out war beim Sonnenuntergang an der Adria.
  • Ein Coming-out kann empowernd sein, aber auch beängstigend. Alle Gefühle sind berechtigt
  • Es gibt nicht „das“ Coming-out. Alles darf, nichts muss. Du bist nicht alleine mit dem Gefühl, dass andere Menschen viel schneller auf ihrem Weg als du.
  • Es darf keinen Druck zu einem Coming-out geben. Jede*r entscheidet völlig frei, ob und wann.
  • Meinen Eltern zu meinem Geburtstag ‘ne Karte geschenkt: „Hurra, es ist ein Junge.“ #trans
  • Wurde, während ich auf einem Schüleraustausch abwesend war, von einer Mitschülerin als bi fremdgeoutet (shitty Aktion), als ich dann wiederkam, wusste es einfach schon jeder monatelang und ich musste mich keinen dummen Fragen mehr stellen, also hat sie mir irgendwie auch einen Gefallen getan. Komische Sache 😀
  • Es klingt wie ein Klischee, aber meine Freund*innen wussten es vor mir. Ich und ein anderes Mädchen haben uns bei einer Jugendfreizeit super verstanden und als wir wieder zurück kamen, wurde ich von nahen Freund*innen gefragt, ob wir zusammen sind. Meine Antwort war jedes Mal: „Da weißt du mehr als ich.“ Und was soll ich sagen – sie wussten mehr als ich. Zehn Monate später waren wir ein Paar und ein „offizielles Outing“ war vor diesen Freund*innen gar nicht mehr nötig.

Was sind deine Labels? Haben sie sich schon einmal geändert? Findest du Labels generell wichtig oder notwendig?

  • Transmaskulin, nicht-binär, queer, T4T, gay.
  • Ich benutze die Label genderfluid, nichtbinär, bi+, multisexuell, gay, lesbisch, sapphisch, femme und queer. Die Label haben sich mit mehr Wissen um mich und queere Kultur und Geschichte verändert. Niemand braucht Labels, um valide zu sein, wenn es sich gut und richtig anfühlt, ist das klasse, wenn man Labels nicht mag – auch klasse. Ich persönlich liebe Labels, weil ich mich damit besser kennenlerne und mich besser anderen mitteilen kann.
  • Mir helfen sie. Aktuell trans Mann, panromantisch, asexuell/pansexuell.
  • Labels haben mir die Möglichkeit gegeben, endlich einen passenden Begriff für meine Realität zu haben.
  • Queer, schwul – aber grundsätzlich unnötig.
  • Ich bin nicht (mehr) asexuell, aber das Label hat mir früher sehr viel Druck genommen.
  • Labels sind nicht fest, man muss sich nicht final entscheiden sondern kann jederzeit neue wählen.
  • Ich mag „word clouds“, um mich zu beschreiben: Queer, nichtbinär, trans, sapphisch, lesbisch. I contain multitudes. Wir sind nicht queer, um „logisch“ zu klingen.
  • Wichtiger als Labels, die mich perfekt beschreiben, ist mir Sprache, die es mir erlaubt, auch komplizierte Erfahrungen und Gefühle im Bezug auf mein Geschlecht und meine Sexualität zu kommunizieren.

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Die ganze Ausgabe der out! (Sommer 2021, Nr. 56) gibt es hier.