Rezension von Lis Walter in der out! – Zeitschrift des Jugendnetzwerks Lambda e.V.


Lina Ehrentrauts Debut-Comic „Melek + Ich“ entführt Leser*innen in eine Parallelwelt aus Doppelidentitäten, queeren Beziehungsformen und Selflove.

Der Comic, der zum Großteil aus weiß-schwarzen Szenen besteht, wird immer wieder durch bunte Malereien unterbrochen, die Einblicke in die Lebens- und Gefühlswelt der Protagonist*innen gewähren. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Nicht-Realität und der Frage, wo Realität eigentlich anfängt und wo diese aufhört.

Darum geht’s: Nici, Wissenschaftler*in und Stammtischbesucher*in, baut heimlich in ihrer Werkstatt an einem Körper: Melek. Einen Körper, der es ihr ermöglichen soll, in parallele Dimensionen zu reisen.

Nici beschließt nach einem letzten Drink in der Kneipe nebenan, dass heute der Moment gekommen ist, die Maschine zum Laufen zu bringen und ihr Bewusstsein in Melek zu übertragen. Es beginnt eine kunstvolle und wunderbar interessante Geschichte über Identitätsfacetten, queere Liebe und Sexualität, in der der Nici (in Meleks Körper) in einer der Parallelwelten sich selbst begegnet und mit ihr/sich eine Beziehung eingeht.

Ehrentrauts Botschaft taumelt zwischen dem Sichtbarmachen queerer Sexualität im Comic und der Message, dass mensch nicht dies oder das sein muss, sondern Identitäten fluide sind. Dass es möglich ist, die eigenen unterschiedlichen Persönlichkeiten selbst lieben zu lernen, lässt nach dem Zuschlagen der letzten Seite ein ganz wohliges Gefühl zurück.

Lina Ehrentrauts Comic vereint Romanze, Science-Fiction und Drama und bringt durch seine Leichtfüßigkeit, seinen Humor und seine (es muss gesagt werden:) Sexyness das mit, was ihn zu einer Bereicherung für jedes Bücherregal und jede*n Comicliebhaber*in macht.

Die ganze Sommer-Ausgabe der out! (Nr. 56) und mehr Informationen zur Zeitschrift gibt es hier.