Am 29.10.24 fand unser erstes dreistündiges Netzwerktreffen „Historisch-politische Bildung mit jungen Queers zum Nationalsozialismus“ statt.

Insgesamt 27 Personen kamen an diesem Tag zusammen, um sich über Best Practice Beispiele, Methoden und Ansätze der historisch-politischen Bildungsarbeit auszutauschen. Die Teilnehmenden waren selbst in der Bildungsarbeit tätig, leiten Bildungsprojekte, planen eigene Projekte, kamen als interessierte Einzelperson, nahmen als (angehende) Lehrkraft oder FSJ-ler*in teil.

Mit insgesamt sechs Inputs gab es ein straffes Programm und die Teilnehmenden haben den Chat intensiv zum Austausch, für Verweise und zur Vernetzung genutzt.

Diese wunderbaren Beiträge waren beim Netzwerktreffen dabei. Sofern vorhanden, stehen die Präsentationen zum Download zur Verfügung.

1.    Das Anne Frank Zentrum: Peer Education

Das Anne Frank Zentrum erinnert mit Ausstellungen und Bildungsangeboten an Anne Frank und ihr Tagebuch. Es schafft Möglichkeiten, in denen sich Kinder und Jugendliche mit der NS-Geschichte auseinandersetzen und diese mit ihrer heutigen Lebenswelt verbinden, um sich für Gleichberechtigung und Demokratie zu engagieren. Im Input wird der Ansatz und eine Methode der Peer Education exemplarisch vorgestellt. In den Seminaren für Peer Guides bringen die Jugendlichen ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten ein und lernen anhand ihrer eigenen Fragen und in ihrer Sprache auf Augenhöhe.

Katinka Meyer arbeitet als Bildungsreferentin im Bereich der Wanderausstellungen. Sie hat zu einem erinnerungskulturellen Thema promoviert und ist nun im Feld der Antisemitismuskritischen Bildung aktiv. Sie ist weiß positioniert und nicht von Antisemitismus betroffen. Ihr Anliegen ist es aber, sich solidarisch mit Betroffenen gegen Diskriminierung stark zu machen.

2.    Projekt- und Teamvorstellung: un-gehört, un-erzählt und un-gesehen

Im Rahmen des Projekts „un-gehört, un-erzählt und un-gesehen“ entwickeln Joscha und Lena vom Kollektiv stuhlkreis_revolte für das Jugendnetzwerk Lambda ein Bildungskonzept für die historisch-politische Bildung mit jungen Queers zum Nationalsozialismus. Beim Netzwerktreffen stellen wir uns und die Projektidee vor.

Joscha (Pronomen they/them), afab trans* Butch, weiß, nicht-be_hindert, geboren 1988 in Ostdeutschland. Studierte*r Geschichtswissenschaftler*in und leidenschaftlich gern in historischen und queeren Themen vergraben.
Lena (Pronomen sie/ihr), cis weiblich, bisexuell, weiß, nicht-be_hindert, geboren 1993 in Ostdeutschland. Hat studiert und macht seit 2011 Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen.
Beide sind seit vielen Jahren Freiberufler*innen und Teil des Bildungs- und Moderationskollektivs stuhlkreis_revolte.
Gemeinsam arbeiten wir für Projekte, Vereine, NGOs, Stiftungen sowie öffentlich geförderte Einrichtungen und begleiten Gruppen- und Bildungsprozesse mit machtkritischer Perspektive und emanzipatorischen Ansätzen.

3.    Projekt- und Methodenvorstellung: Queer Identities in Different Times

Im von der Stiftung EVZ geförderten Dachprojekt „Queer Identities in Different Times“ entwickeln Educat e. V. (Bildungskollektiv), Kai* Brust (freiberuflich Queer-Historiker*in) und uni-code (Programmierkollektiv) verschiedene digitale Bildungsprojekte. Nutzer*innen können darin auf unterschiedliche Weisen etwas über die Leben von trans und anderen, unter der NS-Herrschaft als geschlechtlich nonkonform wahrgenommenen Personen, lernen. Viele Projektkomponenten, vor allem des Point-and-Click-Games und der Stadtführung durch Berlin, wurden teilweise in Workshops durch queere Jugendliche selbst konzipiert. Die Jugendlichen lernten dabei Biografien und zeitgenössische Kontexte kennen und setzten sich intensiv mit rechtlichen, medizinischen, gesellschaftlichen und alltäglichen Aspekten der Leben von Betroffenen auseinander.

Kai* und Luise stellten die Teilbereiche des Projekts und Methoden vor.
Luise Kracht (sie/ihr) – Educat Kollektivmitglied, Bildungsarbeiterin, Projektmanagerin von „Queer Identities in Different Times“.
Kai* Brust (kein Pronomen) – freiberuflich Historiker*in und politische*r Bildner*in. Kai hat für das Projekt die Online-Ausstellung „Spektrum des Un_rechts“ kuratiert und den Stadtrundgangs sowie das Point-And-Click-Game inhaltliche konzipiert und dazu beraten.

4.    Biografievorstellung: Adele Hass – inter* im NS

„Ich möchte so gerne mein Leben in die Welt schreien, und veröffentlichen aber dazu gehört Geld, und das fehlt bei mir, es ist doch bestimmt einmalig und interessant, garnicht zu glauben, es klingt wie ein Märchen, überhaupt das ich das ausgehalten habe, und noch lebe ein Wunder.“ schreibt Adele Haas am 28.03.1961. Als inter* Person war sie im Nationalsozialismus massiver Gewalt ausgesetzt – jahrelang interniert, verhaftet, isoliert, gequält. Als erste Person konnte Jako Wende ihren Vollständigen Lebensweg nachzeichnen unter anderen durch Kontakt mit noch lebenden Verwandten.

Jako Wende ist eine nicht binäre trans* Person, endo, weiß und beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Verfolgung von trans*, inter* und/oder gender nonconformen Personen im Nationalsozialismus aus einer Queerfeministischen Aktivistischen Perspektive. Dabei sucht Jako gelegentlich Verwandte auf und versucht aktuell das Leben von Adele Haas bekannter zu machen.

5.    re<<member. Jugendliche erinnern an NS-Verbrechen in Brandenburg

Im Projekt re<<member organisieren sich Jugendliche in einem brandenburgweiten Netzwerk zur Aufarbeitung und Erinnerung an NS-Verbrechen und befähigt sie zur Spurensuche vor Ort. Begleitet werden sie vom Team der Fachstelle „Zeitwerk“ für historisch-politische Bildung des Landesjugendring Brandenburg e.V. Die Projektreferent*innen Milena Seidl, Jannik Rösner und Maria Gleu geben euch einen Einblick in das Projekt.

6.    Die Arbeit der Initiative für einen Gedenkort KZ Uckermark

In verschiedenen Städten arbeiteten wir – Frauen*Lesben*Trans*Inter*- zum Gedenkort Jugend KZ Uckermark und antifaschistischer und feministischer Gedenkpolitik. Unsere Initiative entstand aus dem ersten selbstorganisierten FrauenLesben Baucamps 1997 auf dem Gelände des ehemaligen Lagers. Dessen Geschichte erforschen wir als Initiative für einen Gedenkort KZ Uckermark und suchen und erhalten Kontakt zu Überlebenden und ihren Nachkommen. Ein erklärtes Ziel des Netzwerkes ist es, das ehemalige Jugendkonzentrationslager und den späteren Vernichtungsort bekannt zu machen, einen würdigen Gedenkort zu schaffen, eine antifaschistische Erinnerungskultur zu stärken und staatliche Erinnerungspraktiken kritisch zu hinterfragen.

Das Projekt wird von der Stiftung EVZ und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Rahmen des Programms JUGEND erinnert vor Ort & engagiert gefördert.

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